Die einzigen Liste, die vielleicht noch mehr über uns aussagt, als eine Liste von Lieblingsdingen, ist eine Wunschliste. Was verrät mehr über unsere Identität als unsere Wünsche? Schon die Art von Wünschen, die wir hegen, ist charakteristisch. Kinder, so scheint es, wünschen sich vor allem Dinge — so üben wir es mit ihnen, wenn sie einen Weihnachtswunschzettel schreiben sollen. Aber es geht auch anders. Auf der Rückseite der Kinderzeitung meiner Tochter werden die »Steckbriefe« von jungen Leserinnen veröffentlicht. »Mein größter Wunsch« lautet eine der Rubriken. Hier geht es ganz selten um Dinge, sondern meistens um das große Ganze, um das sich die Kinder zu Recht sorgen: Frieden wünschen sich viele, und dass die Natur besser geschützt werde. Die meisten, so glaube ich, würden dafür auf die Erfüllung ihrer Weihnachts-Wünsche verzichten.

Viele Kinder wissen nämlich genau, worauf es ankommt. Einige haben vielleicht darüber nachgedacht, als sie das Märchen »Die drei Wünsche« von Bechstein gehört haben oder ein anderes der zahlreichen Märchen, die vom Wünschen handeln. Oder Paul Maars Geschichte vom Sams mit seinen Wunschpunkten.

In unseren erlebnishungrigen Zeiten liest man von Wunschlisten oft als Listen von Dingen, die man noch tun oder erleben möchte, bis man ein bestimmtes Alter erreicht hat, oder bis zum Lebensende. Ein Lebensprogramm in Listenform. Im Klappentext von Robin Golds Roman »Die Liste der vergessenen Wünsche« (der nicht auf meiner Wunschliste steht), heißt es:

Früher war alles einfacher. Abschiede zum Beispiel. Als die sechsjährige Clara Black ihren Kater »Schweinebraten« beerdigte, ahnte sie nicht, dass das Leben noch einen viel größeren Verlust für sie bereithalten würde: Viele Jahre später stirbt ihr Verlobter kurz vor der Hochzeit. Es bricht Claras Herz. Doch dann findet sie eine alte Liste mit ihren Kindheitswünschen, die vor ihrem 35. Geburtstag in Erfüllung gehen sollten. Ganz unverhofft wird die Liste zu Claras Rettungsanker – und zum Weg zurück ins Glück …

Wie sieht Ihre Wunschliste aus: Glück und Frieden, eine Ballonfahrt über den Vesuv oder doch lieber das neueste iPad?

Schreibidee #16: Schreiben Sie eine Wunschliste mit genau zehn Einträgen.

1. Hinweis: Die Beschränkung auf zehn Einträge zwingt Sie, das eine gegen das andere abzuwägen. Wie mit den drei Wünschen im Märchen.
2. Hinweis: In einem zweiten Schritt können Sie, ausgehend von Ihrer Liste, einen kurzen Text schreiben, worin Sie auf einen der Listeneinträge genauer eingehen und sich ausmalen, wie es sein könnte, wenn Ihnen dieser Wunsch erfüllt würde.

[Wie immer fände ich es toll, wenn Sie Ihren Text zu dieser Schreibidee unten in die Kommentarbox kopieren würden. Damit geben Sie zugleich Ihr Einverständnis für die Veröffentlichung auf diesen Internetseiten. Ich wünsche Ihnen viele Leser — und reichlich hilfreiches Feedback.]