In der Konsumgesellschaft (an deren Ende wir wahrscheinlich angekommen sind) erleben wir einen ständigen Strom von Dingen, die wir Waren nennen. Wenn viel gekauft wird, bedeutet das positive Wirtschaftsnachrichten. Und etliche noch brauchbare Dinge wandern in den Müll. Einige Gegenstände begleiten uns dennoch über längere Zeit, sind zu Vertrauten unseres Alltags geworden — und haben erst ausgedient, wenn sie ihren »Dienst« tatsächlich nicht mehr ausüben können.

Bei mir sind Hausschuhe und Schlafanzüge solche Gegenstände. Ich tausche sie erst aus, wenn sie sich schon beinahe aufgelöst haben. Dann ist wieder viel Zeit vergangen, eine Hausschuh- oder Schlafanzug-Ära geht zu Ende.

Als ich diese Hausschuhe geschenkt bekam, musste ich mich erst mit ihnen anfreunden. Eine traditionellere Form wäre mir lieber gewesen. Doch sie wärmten sehr gut, und je öfter ich sie unter einem Sofa oder im Treppenhaus suchte, desto besser gefielen sie mir. Sie aus geschmäcklerischen Gründen auszutauschen, wäre ohnehin nicht in Frage gekommen. Das ist jetzt wohl sechs oder sieben Jahre her. In diesen Hausschuhen konnte ich meine Tochter abends noch ins Bett tragen. Das würde heute zugleich an meinem Rücken und ihrem Protest scheitern.

Das Haus meiner Eltern ist voll von solchen Sachen. Das Brotmesser, mit dem ich mich schon als Kind nicht schneiden sollte. Der unausgetauschte Apotheken-Kalender hinter der Tür. Die Personenwaage im Badschrank. Der Stiftehalter aus Plastikschnüren um ein metallenes Gestell. Wann werden sie ausgedient haben?

Indem wir diese Dinge und ihren Wert würdigen (der nichts mit Euro oder Dollar zu tun haben muss), üben wir einen liebevollen Blick auf unseren Alltag ein. Und tragen vielleicht etwas dazu bei, dass wir oder unsere Nachkommen einen Ausgang aus der Konsumgesellschaft finden.

Schreibidee #60: Schreiben Sie einen Nachruf auf einen alten Gegenstand, der nun ausgedient hat.