Wie alles in der Sprache wandelt sich auch der Gebrauch von »Sie« und »Du«. Die amerikanische Lebensart hat einen Einfluss, auch das Ideal der Jugendlichkeit. Und neben allem gesellschaftlichen Wandel hat auch jeder seine persönlichen Erlebnisse und Gefühle, was die Anrede betrifft.

Ein »Du« kann Nähe und Freundschaftlichkeit ausdrücken, das »Sie« distanziert und kühl erscheinen. Doch manchmal wirḱt das »Du« auch erzwungen, distanzlos — als Verschleierung der tatsächlichen Verhältnisse. Eine Anrede kann falsch und unangenehm klingen, oder das Eis brechen und die Verhältnisse klären. Und in jeder Gruppe, jeder Arbeitsstelle hilft es, über die entsprechenden Regeln Bescheid zu wissen — Kleiderregeln der Höflichkeit.

In einer psychologischen Fortbildung auf dem »Sie« zu bestehen, ist als ob man mit Badehose in einer deutschen Sauna sitzt. Die Höflichkeitsform gilt hier als unhöflich.

Wer kennt Sonderformen, etwa die alte/dialektgebundene Anrede in der zweiten Person Plural — »Ihr« –, die ich als Kind in der Pfalz noch häufig gehört habe. Oder das sogenannte »Hamburger Sie«? Wie lange darf das Duzen einseitig bleiben, etwa wenn ein/e Auszubildene/r in einer Firma geduzt wird, er/sie selbst den Chef oder die Chefin aber siezt?

Wie fühlten Sie sich, als Sie als Jugendliche/r zum ersten Mal gesiezt wurden? Erinnern Sie sich an Situationen, in denen Sie ein »Du« unangemessen fanden? Werden Sie in Geschäften gerne geduzt? Möchten Sie hier — auf biografika — lieber geduzt werden? Gibt es jemanden, den Sie gut kennen und doch noch immer siezen?

Schreibidee #62: Schreiben Sie eine Sie-oder-Du-?-Geschichte.