Das Internet ist voller Sprüche: Überall Lebensweisheiten, die mehr oder weniger gut zur eigenen Situation und den eigenen Bedürfnissen passen, literarische Bonmots und Aphorismen, Wortwitze, flapsigen Pointe. Was ist Ihr Lieblingsspruch?

Im Zen-Buddhismus gibt es die Tradition des Kōan, einer Sentenz oder eines Sinnspruchs, der den Zen-Schülern zur Meditation aufgegeben wird. Das bekannteste ist die Frage nach dem Geräusch einer einzelnen klatschenden Hand. Was für Dritte unverständlich scheint, entfaltet Sinn und Wirkung, wenn es genau zur Person und dem Erkenntnis-Grad des Schülers passt. Anstatt zu einer Antwort (wie ein Rätsel) führt es zur Erleuchtung.

So ist es auch mit vielen Aphorismen oder Wortspielen: Was den einen kalt lässt, nimmt sich die andere zur Richtschnur für ein ganzes Leben. Eine findet den Spruch überhaupt nicht lustig, der andere kugelt sich immer wieder vor Lachen.

Ich amüsiere mich zum Beispiel regelmäßig über diesen Postkarten-Spruch, der über unserer Teeküche hängt:

Kaffee erreicht Stellen, wo Motivation gar nicht hinkommt.

Könnte ich erklären, warum ich das so witzig finde? Vielleicht schon, aber das würde Sie vermutlich nicht zum Lachen bringen.

Etwas anderes ist der Spruch in obigem Bild, der dem griechischen Staatsmann Perikles zugeschrieben* wird. Den nehme ich ziemlich ernst, und wenn ich ihn an der Kühlschranktür lese, denke ich häufig darüber nach, wo ich etwas mutiger sein könnte.

(*Ich nehme übrigens an, dass etwa die Hälfte der Internetsprüche verkürzt, aus dem Zusammenhang gerissen oder falsch zugeschrieben sind. Der geniale Marc-Uwe Kling hat aus der Idee falsch zugeschriebener Zitate eine humoristische Kunstform gemacht.)

Schreibidee #71: Zitieren Sie Ihren Lieblingsspruch. Können Sie erklären, weshalb er so stark auf Sie wirkt? Was hat er mit Ihrem Leben zu tun?