Als ich die erste Seite von Helga Schuberts autobiografischem Buch »Vom Aufstehen« las, sprang mir diese Schreibidee gleichsam entgegen. Es ist eine Nachschreib-Idee (von denen man beliebig viele auch selbst erfinden kann, immer den eigenen Lieblingstexten nach).

Mein idealer Ort ist eine Erinnerung:
An das Aufwachen nach dem Mittagsschlaf in der Hängematte im Garten meiner Großmutter und ihres Freundes (mein alter Freund, sagte sie) in der Greifswalder Obstbausiedlung am ersten Tag der Sommerferien.
Immer am ersten Tag der langen wunderbaren Sommerferien.

Helga Schubert: Vom Aufstehen, S. 7

Ein Ort, der so dargestellt wird, als unveränderlich, ist ein Gegenentwurf zum unaufhörlichen Lauf der Zeit. Er ist Momentaufnahme und Ewigkeit. Es rührt uns, wenn wir an einen Ort zurückkehren, den wir lange nicht besucht haben, und ihn unverändert vorfinden. Denn wir suchen ständig Zuflucht vor der Zeit (und finden sie nicht). Mit dem biografischen Schreiben können wir ihr wenigstens für Stunden etwas entgegensetzen.

Was ist dein »idealer Ort«? Gibt es ihn noch, kannst du ihn besuchen? Findet er sich in deiner Erinnerung? Oder suchst du ihn in der Zukunft?


Schreibidee #86: Schreibe von deinem idealen Ort. Beginne mit den Worten: »Mein idealer Ort ist …«