Auf dem Bild ist das Wohnheim zu sehen, in dem ich als Student zwei Jahre verbrachte. Kurz vor dem Abriss. Es war schon merkwürdig, das in der Zeitung zu lesen. Ich bin auch einmal an der Bauruine vorbeigefahren, um mich zu verabschieden.

Die Zeit vom 2. bis zum 5. Semester meines Studiums (Philosophie/Physik/Pädagogik in Mainz) war eine der wichtigsten Zeiten in meinem Leben. Ich wurde selbstständig, las querbeet, grübelte viel und diskutierte bis spät in die Nacht mit Freunden. Kurz bevor ich umzog, kochte ich zum ersten Mal für meine spätere Frau, in der etwas schmuddeligen Stockwerkküche.

Unsere Wohnungen und Häuser spiegeln Lebensumstände und Charaktereigenschaften. Im Gedächtnis bleiben uns Stimmungen, Bilder und die Erinnerung an prägende Ereignisse, die untrennbar mit diesem oder jenem Ort verbunden sind.

Manchmal fahren wir noch einmal hin, blicken gegen die Fassade unseres Elternhauses, laufen an einem Häuserblock vorbei, aus dessen Fenstern wir einmal auf die Welt sahen. Selbst wenn nichts mehr davon übrig ist, finden wir »vor Ort« vielleicht etwas, das uns zum Archäologen unserer Vergangenheit macht.


Schreibidee #90: Beschreibe ein Haus oder eine Wohnung, in dem/der du einmal gelebt hast. Und ein wichtiges Ereignis, das sich dort abgespielt hat.


Hinweis 1: Das Elternhaus steht für die gesamte Kindheit. Für diese Schreibidee eignen sich besser solche Orte, an denen man vorübergehend gelebt hat.

Hinweis 2: Trenne in deinem Text die Beschreibung des Ortes von der Schilderung des Ereignisses. So forderst du dein Gedächtnis, schaffst ein wenig Distanz zu den Erlebnissen und gibst Leser/innen mehr Möglichkeiten, den »Lebenshintergrund« kennenzulernen und sich in die Szene einzudenken.