Viele Schreibende stellen mir die Frage, wie sie ihre liebevoll gehegten Reiseerinnerungen auf interessante und vielleicht auch publikumswirksame Art präsentieren können. (Dazu habe ich auch schon ein Video gemacht.) Steffen Jacob, der sich seit einiger Zeit mit Biografiearbeit und dem biografischen Schreiben beschäftigt, hat nun eine interessante Variante vorgelegt.
Jacob kombiniert seine Tagebucheinträge mit sachkundigen Anmerkungen von Arne Drews.
In der Regel rate ich davon ab, vor Ort entstandene Reisetagebücher direkt zu übernehmen. Die simple Tag-für-Tag-Struktur kann die Leser schnell ermüden und die Höhepunkte verdecken, die es auf der Reise gegeben haben mag. Stattdessen empfehle ich, persönliche Geschichten herauszuarbeiten, die in keinem Reiseführer stehen.
Im diesem Fall funktioniert das Tagebuch als Grundgerüst, weil Jacob auf den beiden Nepal-Reisen, von denen er berichtet, recht viel wahrnimmt und erkundet. Reine Transport- oder Wellness-Protokolle kommen nicht vor. Die Nepal-Neugierde der Leser wird außerdem durch die erklärenden Anmerkungen von Drews gestillt, sodass man sich keinen Reiseführer an die Seite legen muss, um sich über das Reise-Land informiert zu fühlen. (Eine Karte wäre zusätzlich nützlich gewesen, das mag aus Copyright-Gründen unterblieben sein.) Der größte Mehrwert ergibt sich jedoch durch Jacobs Fotografien, die vom Grafik-Designer Stefan Berndt wirkungsvoll in Szene gesetzt werden.

Jacob verzichtet auf Bildunterschriften, stattdessen sind die Bezüge zu Anmerkungen und Fotos im Tagebuchtext blau gekennzeichnet.
Den Fließtext, die Anmerkungen und die Fotos jeweils passend »zusammenzupuzzeln«, und dabei weder zuviel Weißraum noch unübersichtliche Bilderhäufungen zu produzieren, war sicherlich keine einfache Aufgabe. Entstanden ist ein Bildband in einem quadratischen, von der Firma tredition gedruckten Format, den man gerne schmökernd in die Hand nimmt. Kleine Textliche Längen, etwa den kompletten Abdruck eines ausgearbeiteten Reiseplans oder Anmerkungen zu Fluggesellschaften, verzeiht man dafür gerne — und überblättert sie im Zweifel, auf der Augenreise zum nächsten Fotohighlight.
Allen, die sich für Nepal interessieren oder eine Vorlage für einen eigenen tagebuch-gestützten Erinnerungsband suchen, empfehle ich »Nepal« zum Kauf. Das tue ich umso lieber, als der Verkaufserlös der Projektarbeit von Nepalmed e.V. zugute kommt, die sich für eine bessere medizinische Versorgung in Nepal einsetzen.